Flensburger Tageblatt: Mahnwache gegen Lehrermangel in Satrup
Auf der Verkehrsinsel der Busschleife und damit außerhalb des Geländes des Bernstorff-Gymnasiums und der Struensee-Gemeinschaftsschule trafen sich gestern Eltern, Schüler, Lehrer, Bürger und Politiker. Gemeinsam protestierten sie gegen den Lehrermangel und den daraus resultierenden Unterrichtsausfall an ihrer Schule. Alle setzten ihre Unterschrift unter eine dementsprechende Resolution. Die „Satruper Runde“, eine lockere Gemeinschaft von Eltern und Schülern, organisiert seit Monaten den Protest gegen Stundenausfall und Lehrerkürzungen – diesmal mit der Mahnwache vor dem Campus Satrup. Neben Schülern unterschrieb auch Fabian Geyer, der Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Flensburg-Schleswig-Eckernförde.
Beide, Schüler und Arbeitgebervertreter, eint die Sorge um das Bildungsniveau in Schleswig-Holstein. „Der Unterricht fällt aus, aber den Stoff müssen wir beherrschen“, beklagte die 17-jährige Inga. Sechs Monate habe man keinen Kunst-Unterricht gehabt, weil keine Lehrkraft zur Verfügung stand. „Vieles müssen wir jetzt selber erarbeiten“, monierte Schülerin Franziska. Um das Thema zu vertiefen fehle die Zeit, und Katja beklagte, dass die Unterrichtsthemen viel zu schnell durchgenommen werden: „Weil die Zeit fehlt, wagen viele Schüler nicht mehr nachzufragen.“
Dieser Einblick in das Schulleben rief bei Fabian Geyer Kopfschütteln hervor. „Unsere Unternehmer erkennen sehr deutlich die Mängel im Bildungswesen“, beklagte er und kritisierte, dass die Bildungspolitiker die Beiträge der Wirtschaft zu diesem Thema ignorieren. Bildungspolitik in Schleswig-Holstein sei zu sehr mit theoretischen Ideologien behaftet und orientiere sich zu wenig an der Praxis, lautete sein Vorwurf. Es fehle ein ergebnisoffener Bildungsdialog.
Auch sei es nicht Aufgabe der Wirtschaft, schulische Mängel auszugleichen und den Unterrichtsausfall zu kompensieren. Bereits jetzt müsse in den Betrieben im ersten Ausbildungsjahr zu viel Schulstoff nachträglich vermittelt werden, und ebenfalls bereits jetzt werde von den Unternehmen die mangelnde Allgemeinbildung der Hochschulabsolventen beklagt.
Auch außerhalb der Grenzen des nördlichsten Bundeslandes sei bei Unternehmen das absehbar schlechtere Bildungsniveau in Schleswig-Holstein mittlerweile ein Thema. Hochqualifizierte Führungs- und Fachkräfte überlegten inzwischen, den Norden zu meiden, weil sie Angst um eine qualifizierte Ausbildung ihrer Kinder haben. Neue innovative Betriebe in einem Bundesland anzusiedeln, das im Bildungs-Ranking weit hinten steht und schulpolitisch ohne überzeugendes Konzept dasteht, werde in Zukunft schwieriger, ist sich Fabian Geyer sicher. ami
Bilder der Mahnwache mehr…
Wochenschau Angeln (23.11.2014)