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MRZ
2020

Flensburger Tageblatt: Lernen per Video-Konferenz

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Verwaist sind das Schulgebäude und der Schulhof der Struensee Gemeinschaftsschule

 

Struensee-Gemeinschaftsschule probiert digitale Unterrichtsformen aus – mit Erfolg, vielen Schülern gefällt’s

Die Corona-Krise ist nicht nur eine Gefahr für die Gesundheit der Menschen und ein Riesenproblem für die Wirtschaft, sie bietet auch Möglichkeiten, Neues zu erkunden. Dies gilt insbesondere auch für die Schulen, die ihre Schüler weit vor den Ferien nach Hause schicken mussten. Damit die Schüler ihre Zeit dennoch sinnvoll nutzen, haben der Leiter der Struensee-Gemeinschaftsschule, Maik Schulte und seine Kolleginnen und Kollegen, in den vergangenen 14 Tagen neue Unterrichtsformen ausprobiert.

Als erstes hat die Struensee-Schule Aufgaben für die einzelnen Fächer auf die Schul-Homepage gesetzt. Dazu war es notwendig, alle Schulbücher mit nach Hause zunehmen. Zu den Aufgaben haben die Schüler Links zu Lernvideos und guten Lern-Apps erhalten. Das neue Online-Angebot ist aber keine Einbahnstraße. Die Schüler können sich während der üblichen Unterrichtszeiten auch per E-Mail oder telefonisch mit ihren Lehrern in Verbindung setzen.

Lehrer Björn Lassen sitzt in dieser Zeit jeden Vormittag an seinem Laptop, hält Kontakt zu seinen Schülern und führt sogar Videokonferenzen durch. „Ich habe wenig Zeit, in 20 Minuten beginnt meine Videokonferenz“, erklärt Lassen am Telefon. Schulintern habe man sich auf die neue Lage und die Nutzung der digitalen Technik vorbereitet. Eine eigens eingerichtete Videoplattform eröffnet Schülern und Lehrern die Möglichkeit, sich per PC, Laptop oder Handy zu treffen. Auf diesen Wegen werden dann die Aufgaben besprochen und Lösungswege erklärt.

Und wie kommt das Angebot bei den Schülern an? Er habe viele positive Rückmeldungen von Schülern erhalten, erläutert Björn Lassen. Viele seien froh über die Möglichkeiten, mit Lehrern die Aufgaben durchzusprechen. Dies ist vor allem für die Schüler wichtig, die nach den Osterferien in die Prüfungen gehen wollen.

„Lernen zu Hause ersetzt keinen Schulunterricht“, macht Schulleiter Maik Schulte deutlich. Auch dürfe dieser Unterricht nicht bewertet werden, um keinen Schüler zu benachteiligen, da nicht alle Schüler zu Hause die gleichen Lernvoraussetzungen haben. Für viele Lehrkräfte sei die unterrichtsfreie Zeit auch eine gute Chance, sich noch intensiver mit der Thematik Digitalisierung an Schulen zu beschäftigen, so Schulte.

„Wir sind noch am Anfang“, macht Schulleiter Schulte deutlich – und spart auch nicht mit Kritik. Seit einigen Jahren arbeite das Land an einer großen Lernplattform für die Schulen (Schulportal SH). Alle Schüler und Eltern hätten dann auch eine E-Mail-Adresse, Unterrichtsinhalte und Ergebnisse könnten in einer Cloud veröffentlicht werden, die Schüler hätten eine Chat-Bereich für Nachfragen, könnten von zuhause parallel an gleichen Aufgaben wie etwa Referaten arbeiten und sie könnten Videokonferenzen abhalten. Auf dieses „Schulportal SH“ warteten die Schulen aber seit Jahren, so Schulte. „Ich erhoffe mir aus dieser Krise, dass der Bereich Digitalisierung nun schneller vorangetrieben wird.“

Dass die Digitalisierung die Schule, so wie wir sie heute kennen, eines Tages überflüssig macht, dass glauben Maik Schulte und Björn Lassen ganz sicher nicht. Lernen zu Hause sei von vielen häuslichen Faktoren abhängig und erfordert von den Schülern eine viel größere Disziplin.

Peter Hamisch

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