Flensburger Tageblatt: Lernen in den Ferien
Auf dem Campus in Satrup herrscht Ruhe. Dort, wo sich an Schultagen 2000 Kinder bewegen, huschen Vögel durchs Gelände. Doch ein wenig Schulleben ist doch vorhanden – im hinteren Gebäudetrakt. Hier werden 15 Kinder individuell beschult. Struensee-Schulleiter Maik Schulte hat das Angebot „Lernsommer“ vom Land angenommen und bietet mit vier Lehrkräften und zwei Studenten ein Unterrichtsangebot an vier Tagen in der Woche an. Das Ziel: „Wir wollen Schüler erreichen, die sich während der Schulschließung nicht an den Lernangeboten der Schule beteiligt haben“, erklärte Schulte.
Besonders Schülern mit Lerndefiziten der Klassen sechs bis acht wurden Angebote für die Fächer Mathematik, Deutsch und Englisch gemacht. Die Resonanz überrascht selbst den erfahrenen Pädagogen Maik Schulte. Von 30 angeschriebenen Schülern wurden von den Eltern 15 angemeldet. „Und sie kamen“, unterstreicht Schulte. Selbst Schüler, die in der Vergangenheit durch Schulverweigerung aufgefallen waren, sind beim „Lernsommer“ engagiert dabei. Die individuelle Betreuung und der Erfolg motiviert die Schüler.
Der Unterricht erfolgt in kleinen Gruppen, die Lehrkraft kann sich vollständig einzelne Schüler konzentrieren. Das führt dazu, dass Schüler sich plötzlich trauen zu fragen, wenn sie etwas nicht verstanden zu haben.
Ein Schüler, der in Mathematik schwach war, findet inzwischen so viel Gefallen an dem Fach, dass seine Lehrerin Martina Krüger-Mattes das Angebot auf zwei Tage erweitert hat. „Er hat es vorher einfach nicht gewagt, sich im Unterricht zu melden, wenn etwas unklar war“, erklärt die Lehrerin.
Wichtig ist, dass Schüler Erfolgserlebnisse haben. Schulleiter Schulte bekennt, dass im normalen Unterricht oftmals keine Zeit bleibt, um sich intensiver mit einzelnen Schülern zu beschäftigen. Das sieht im „Lernsommer“ ganz anders aus: In den kleinen Gruppen können die Schüler ihre Defizite kennenlernen und mit den Lehrern gezielt daran arbeiten. Schule kann auch Erfolgserlebnis vermitteln sein, haben Boy Bröcker und Anna Kaapke festgestellt, nachdem sie in der vergangenen Woche intensiv mit den Schülern gearbeitet haben.
Nach den guten Erfahrungen mit dem „Lernsommer“ kann sich Schulleiter Schulte durchaus vorstellen, dieses Projekt zu einer Dauereinrichtung zu machen. Allerdings muss dazu die Bereitschaft des Bildungsministeriums vorhanden sein, das auch die Kosten übernimmt.
Peter Hamisch