Flensburger Tageblatt: Der direkte Draht zum neuen Azubi
Der direkte Draht zum neuen Azubi
Berufsausbildungsmessen in Handewitt und Mittelangeln: Schüler informieren sich bei jungen Arbeitnehmern
Handewitt/Mittelangeln Noch vor wenigen Jahren waren sie oft Bittsteller, heute wird ihnen der rote Teppich ausgelegt, den Jungen und Mädchen, die vor der Berufswahl stehen. Immer stärker spürt die Wirtschaft den Druck, sich um Auszubildende zu bemühen, denn erneut wurden in Schleswig-Holstein im vergangenen Jahr weniger Ausbildungsverträge abgeschlossen. Sowohl in Mittelangeln als auch in Handewitt begegnet man dieser Entwicklung seit einigen Jahren mit Azubimessen unter dem Motto „Azubis werben Azubis“ – und das mit Erfolg.
An der Mittelstufe der Gemeinschaftsschule Handewitt suchte sich jeder Schüler fünf der ausstellenden Unternehmen aus, informierte sich über die entsprechenden Berufe und überlegte sich zwei bis drei schlaue Fragen. Geschan Jordt und Mirco Schlichting hatten Dienstleistungen und Technisches auf ihrer Liste. Die beiden Zehntklässler steuerten deshalb den Stand von „dat repair“ an. Dort empfing sie Jörn Möller, der sich im ersten Lehrjahr zum Elektroniker für Geräte und Systeme befindet. „Wenn man ein Faible für Technik hat, ist es eine sehr gute Ausbildung“, erzählte der 28-Jährige. „Man muss aber wissen, dass man sehr viel Mathematik und Elektrotechnik braucht.“
Geschan Jordt und Mirco Schlichting stutzen etwas, und gaben dann zu, dass ihnen die Versicherungsbranche mehr zusagt. „Es ist gut möglich, dass wir irgendwann eine Ausbildung machen, zunächst wollen wir aber die Schule so lange besuchen, wie es geht“, verriet Mirco Schlichting. Ihm und seinem Kumpel gefiel diese Informationsveranstaltung dennoch, gerade wegen des engen Kontakts mit den Auszubildenden. „Von denen bekommt man eine ehrlichere Antwort als von einem Chef, der sein Unternehmen nur positiv präsentiert“, glaubt Geschan Jordt.
Auch die Organisatoren der Messe „Azubis werben Azubis“ zeigten sich mit der zweiten Auflage in Handewitt zufrieden. 430 Schüler aus den Jahrgangsstufen acht bis zwölf strömten im Laufe des Vormittags ins letzte Drittel der Wikinghalle. Mit 30 Ausstellern konnte die regionale Wirtschaftsförderungsgesellschaft (Wireg), die die Gemeinschaftsschule bei dieser Form der Berufsinformation unterstützt, im Vergleich zum letzten Jahr das Spektrum erweitern.
Auch an der Struensee-Gemeinschaftsschule in Satrup sieht man den eingeschlagenen Weg als Erfolg. „Wir haben ein großes Interesse der Unternehmen erfahren“, freute sich Stephan Jung von der Wireg, die die Messen mit der lokalen Wirtschaft organisiert. 30 Betriebe, darunter Handwerksbetriebe, mittelständische Firmen, aber auch Großunternehmen wie die „Zur Mühlen Gruppe“, die in Satrup die Redlefsen-Wurstfabrik betreibt, waren mit Informationsständen vertreten. Dass ein Finanzamt ein interessanter Ausbildungsbetrieb sei, vermittelte Dörte Clausen, Ausbildungsleiterin bei der Finanzverwaltung Eckernförde/ Schleswig mit ihren Azubis. „Wir suchen intensiv Nachwuchs für den mittleren Dienst in unserer Verwaltung“, machte sie deutlich.
„Wir sind auf dem richtigen Weg“, stellte Wireg-Geschäftsführer Dr. Olaf Krüger angesichts der vielen jugendlichen Besucher und der vielen Info-Stände in Satrup fest. Ein Viertel der Arbeitnehmer im Kreis seien älter als 50 Jahre. Das bedeute für die Unternehmen in der Region schon jetzt, dass sie sich auf die Entwicklung einstellen müssen. Insbesondere auf dem Fachkräftemarkt sei es erforderlich, über den Tellerrand zu schauen und gut ausgebildete junge Menschen bereits heute in der Region zu halten, forderte Wiebke Jäger, Managerin des Fachkräfteprojektes der Wireg.ki/ami
Flensburger Tageblatt – 27.09.2014 – Seite 14