Flensburger Tageblatt: Plötzlich alleine vor der Klasse
Flensburger Studenten übernehmen Unterricht an der Satruper Struensee Gemeinschaftsschule!
Für eine Woche sagten die Lehrer des 6. Jahrgangs der Struensee-Gemeinschaftsschule in Satrup Tschüss zu ihren Schülern. Nein, keine zusätzlichen Ferien für die Schüler.
Anstatt der Lehrer kamen Studierende der Europa-Universität Flensburg und übernahmen im Rahmen eines Praxissemesters den vollständigen Unterricht. Mit allen Konsequenzen, wie Pausenaufsicht, Streitschlichtung, Unterrichtsplanung, eben der täglichen Schulroutine. Um den Studierenden der Bildungswissenschaften, also den zukünftigen Lehrern, ein reales Bild vom Schulalltag aus der Sicht eines Lehrers zu vermitteln, wurde die Schuladoption ins Leben gerufen.
Einer von ihnen war Jens-Henrik Kapels, 24 Jahre alt aus Flensburg. Er hat 2017 sein Abitur gemacht und studiert seit 2018 in Flensburg Bildungswissenschaften. Im kommenden Jahr will er seinen Master machen.
Insgesamt sind die Studierenden zwölf Wochen an der Schule, um den Schulalltag kennenzulernen. Eine Woche sind sie ohne Begleitung, auf sich alleine gestellt mit der Klasse, übernehmen die gesamte Verantwortung für den Unterricht und alle außerunterrichtlichen Vorgänge der Klasse, wie Pausenaufsicht und Streitschlichtung. Für junge Pädagogen, mit wenig Lebenserfahrung, kann sich schnell eine schwierige Situation ergeben.
Auffällige Schüler probieren schon gerne mal aus, wie weit der neue, junge Lehrer mit Herausforderungen umgeht. Auf Konfliktsituationen sei man vorbereitet, berichtet der angehende Lehrer, da man auf Hilfsmittel der Schule zurückgreifen kann. Schulpsychologen und die Insel sind in Konfliktfällen eine wichtige Unterstützung. Auch Studenten der Sonderpädagogik stehen als Ansprechpartner zur Verfügung.
In der Theorie den Unterricht planen sei etwas anderes, als Unterricht für die Praxis vorzubereiten. Schüler merkten sehr schnell, wenn der Lehrer schlecht vorbereitet ist, weiß Jens-Henrik Kapels. Nun ist der Praxis-Unterricht für viele Studierende nichts Unbekanntes. Viele Schüler erhalten von Studierenden der Europa-Uni Nachhilfeunterricht.
Jens-Henrik Kapels bekennt, dass er am ersten Unterrichtstag schon überrascht gewesen sei, wie anders es ist, vor der Klasse zu stehen. Zum Glück nehmen die Schüler die Situation sehr locker. „Wir haben ein gutes Unterrichtsklima“, berichtet der angehende Pädagoge.
Schul-Adoption gibt es seit acht Jahren
Dozentin Johanna Gosch begleitete die angehenden Pädagogen in Satrup. Seit acht Jahren gibt es die Schul-Adoption für Grundschulen. Vor drei Jahren wurden auch Gemeinschaftsschulen einbezogen. Johanna Gosch lobt dieses Projekt, weil es den Studierenden die Möglichkeit gebe zu erkennen, wie die Arbeit an der Schule wirklich ist und zu erkennen, ob der Beruf des Lehrers wirklich der erträumte Beruf ist.
Peter Hamisch
Weitere Infos zur Kooperation mit der Uni (Schuladoption) finden Sie hier…