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Auszug aus der Festschrift 1990
Rückblick auf 40 Jahre Realschule in Satrup
1950, vor 40 Jahren, der 2. Weltkrieg war schon 5 Jahre zu Ende, aber überall spürte man ihn noch.
Viele Millionen Flüchtlinge und Vertriebene waren in den Westen gekommen; sie suchten eine neue Heimat, Wohnungen, Arbeitsplätze und Schulen für die Kinder.
Auch Satrup war voller Flüchtlinge.
Durch die Kriegs- und Nachwirren hatten viele Kinder keinen planmäßigen, ordentlichen Schulunterricht gehabt.
Unsere alte Schule neben der Kirche, die vor dem Kriege etwa 250 Schülern Platz bot, musste zum Schuljahresbeginn 1950 fast 600 Schüler aufnehmen. Unter den Flüchtlingskindern gab es viele, die in ihrer alten Heimat Gymnasien und Mittelschulen besucht hatten oder besuchen sollten.
Schon 2 Jahre nach dem Krieg, 1947, wurden vor allem durch die Initiative der Eltern in Satrup zwei Gymnasialklassen eingerichtet, zunächst als Außenstelle eines Flensburger Gymnasiums. Die ersten Klassen wurden in Gastwirtschaften, später in Baracken unterrichtet.
Nun musste etwas für die vielen Mittelschüler auf dem Lande geschehen. Die städtischen Mittelschulen waren hoffnungslos überfüllt und es gab keine entsprechenden Verkehrsverbindungen.
So ging das Kultusministerium daran, mit Hilfe von Gemeinden und Schulverbänden an etwa 40 zentralen Orten Aufbauzüge an den größeren Volksschulen einzurichten.
Satrup gehörte 1950 zu den ersten Dörfern, für die ein Aufbauzug genehmigt wurde.
Auch in Böklund, Sörup und Sterup wurden Aufbauzüge eingerichtet.
In den Richtlinien und Schulgesetzen wurde der Aufbauzug als mittlere Schulform des ländlichen Bildungswesens beschrieben.
Er hatte im wesentlichen die gleiche Bildungsaufgabe wie eine städtische Mittelschule. Sein Abschluss war dem der Mittelschule gleichwertig (Zeugnis der mittleren Reife). Er schloss sich mit den vier Klassen M 7 bis M 10 an den 6. Jahrgang der Volksschule an. Die Aufnahme erfolgte nach bestandener Übergangsprüfung.
Für unsere erste M 7 meldeten sich 39 Schüler, die im März 1950 in zwei Klassen 10 ! Tage lang geprüft, beobachtet und „ausgelesen“ wurden.
34 Mädel und Jungen bestanden diese Prüfung und begannen am 13. April 1950 mit ihrem Unterricht in der ersten M 7, die von dem damaligen Schulleiter, Rektor Karl Drenckhahn, als Klassenlehrer geführt wurde. Schüler und Eltern waren glücklich, diese Möglichkeit zu nutzen. Die ersten Jahrgänge des Aufbauzuges waren durchweg sehr fleißig und diszipliniert; die meisten kamen zu Fuß oder mit dem Fahrrad zur Schule.
In dem relativ großen Kollegium der angeschlossenen Volksschule fanden sich geeignete Lehrkräfte, die sich in ihren Fächern weiterbildeten und zum Teil auch ihre Mittelschullehrerprüfung ablegten.
1952 1. Bauabschnitt in der Schleswiger Straße
1955 2. Bauabschnitt mit 4 Klassen im Bungalowstil
1962 Turnhalle in der Schleswiger Straße
1969 3. Bauabschnitt mit 4 weiteren Klassen
1972 4. Bauabschnitt mit 9 Klassen und 3 Fachräumen in der Schleswiger Straße
1973/74 Schulhof, Sportanlage und Bushaltestelle in der Schleswiger Straße
1976 Erweiterung im Schulzentrum 6 Klassen für die Orientierungsstufe
1979 große Sporthalle im Schulzentrum
1981 letzter Bauabschnitt im Schulzentrum mit weiteren 6 Klassen und allen Fachräumen
Alle diese Bauvorhaben konnten nur deshalb zügig und vorbildlich verwirklicht werden, weil unser jahrzehntelanger Schulverbandsvorsteher, Bürgermeister und Amtsvorsteher Walter Clausen, mit seinem Sachverstand, seiner Großzügigkeit, seiner Schulfreundlichkeit und mit seinen Beziehungen dahinterstand.
Entsprechend wuchsen die Schülerzahlen der Realschule. 1950 starteten 34 Schüler, 1954 war der Aufbauzug vollständig mit 89 Schülern in 4 Klassen.
Herzlichen Glückwunsch!
Erwin Brandt