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OKT.
2014

Flensburger Tageblatt: Schülern platzt der Kragen

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Vertreter der Struensee-Gemeinschaftsschule in Mittelangeln planen Aktionen gegen den Lehrermangel

Die Verantwortlichen im Kieler Bildungsministerium wissen, was sie mit den Stellenkürzung für Pädagogen, insbesondere bei den jungen Schülern anrichten, wird von der Vorsitzenden der Schülervertretung der Struensee-Gemeinschaftsschule, Anna-Sofia Zimmermann, und ihrer Vertreterin, Ines Maier, bezweifelt. Als Schülervertreter sind die beiden 15-Jährigen oftmals erste Ansprechpartner bei Problemen. „Was die Schülervertretung derzeit erlebt, ist eine völlig neue Erfahrung“, berichtet die Vorsitzende. Zehn- und elfjährige Fünftklässler bereits mit Stress-Erscheinungen, Ängste, die Schulziele nicht erreichen zu können, plagten sie. Als Patin einer fünften Klasse erlebt Ines Maier die Problematik fast täglich. „Schülerinnen und Schüler der Klasse beklagen den Leistungsdruck und sehen keine Chancen, gute Noten zu erhalten“, berichtet sie von ihren Gesprächen. „Statt sich in den Pausen zu erholen, bringen die Schüler Bücher und Hefte mit, um sich auf den Lernstoff vorzubereiten“, ergänzt Anna-Sofia.

Ältere Schüler zeigen sich ihren Erfahrungen nach dagegen weniger von den Kürzungen der Lehrerstunden beeindruckt. Sie würden in den kommenden Jahren die Schule verlassen und empfänden sich nicht mehr so dramatisch betroffen. Obwohl auch sie den Lehrermangel deutlich zu spüren bekommen. „Weil in der zweiten Jahreshälfte kein Biologielehrer zur Verfügung stehen wird, müssen wir den Jahresstoff in einem halben Jahr verarbeiten“, berichtet Anna-Sofia aus ihrer zehnten Klasse.

Die Auswirkungen dieser Misere sind gravierend. So werde eine Arbeit in Biologie nicht mit einem Thema, wie es normal sei, sondern mit zwei Themen überfrachtet. Statt zwei Stunden würden in der Woche vier Stunden Biologie unterrichtet, teilweise auf das wöchentlichen Stundensoll aufgesetzt. Auch die Gruppe der Schüler, die einer besonderen Unterstützung bedürfen, weil sie nach der neunten Klasse mit dem Hauptschulabschluss die Schule verlassen, ist unglücklich. „Diese Schüler beklagen sich bei uns, dass zu wenig Zeit zur Vermittlung des Unterrichtsstoffes bleibt“, berichtet Anna-Sofia. Vielen bleibt nur, zu Hause vieles alleine zu erarbeiten, um einen erträglichen Abschluss zu schaffen.

Dass der Leistungsdruck steigt, wenn Lehrer fehlen, ist nachvollziehbar. „In der fünften und sechsten Klasse fehlen im wöchentlichen Durchschnitt vier Stunden“, bestätigt Struensee-Schulleiter Maik Schulte. Statt 60 Stunden können nur noch 56 gegeben werden. Bis zum zehnten Schuljahr summieren sich die Fehlstunden auf ein halbes Jahr Unterricht, hat er hochgerechnet.

In der sechsten Klasse der Struensee-Gemeinschaftsschule mussten sogar wöchentlich je eine Mathe- und eine Deutschstunde aus dem Unterrichtsplan genommen werden. Das sei nur durch noch mehr Hausarbeit ein wenig auszugleichen, sagt Anna-Sofia. „Die Misere wird auf unserem Rücken ausgetragen.“

Anna-Sofia, Ines und ihre Mitschüler wollen sich diese politisch zu verantwortenden Versäumnisse nicht länger bieten lassen. Für sie ist klar, dass das Problem nicht nur die Struensee-Gemeinschaftsschule betrifft, sondern landesweit Lehrerstellen zu Lasten der Schüler gekürzt würden. „Wir wollen gemeinsam mit den Eltern Bildungsministerin Britta Ernst auffordern, Lösungen im Interesse der Schüler zu finden“, sagt Anna-Sofia kampfbereit. Unter dem Motto „Wir kämpfen für Bildung“ sind in den kommenden Wochen Aktionen geplant. Insbesondere die Unternehmen der Region sind von den Schülern aufgefordert worden, die Aktionen für eine bessere Bildung zu unterstützen, denn am Ende der Bildungskette stünden die Betriebe mit schlecht ausgebildeten Schülern. (ami)

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